Nah am Original
EIN FEST FÜRS LEBEN ist mal wieder so ein Film, bei dem es einfach sehr stark davon abhängt, ob man das Original gesehen hat oder nicht. Hat man es, gibt es hier nicht viel zu entdecken. Klar, die Schauspieler sind natürlich anders, ein paar Eigenheiten gibt es auch, aber letztlich sieht man doch denselben Film. Das lässt dem Ganzen etwas die Luft raus.
Außer natürlich, man kennt den französischen Film nicht. Dann präsentiert sich die deutsche Variante als humorvolles Ensemble-Stück, das herrlich mit dem sich ausbreitenden Chaos des Tages spielt und viele sehr vergnügliche Momente bieten kann. Dabei kommt praktisch kein Schauspieler und keine Figur zu kurz.
Man muss aber auch sagen: Ein klein wenig Originalität hätte nicht geschadet. Bei der deutschen Version sind durchwegs ähnliche Typen wie beim Original besetzt – ein Christoph Maria Herbst ist praktisch die 1:1-Besetzung von Jean-Pierre Bacri. Auch die anderen Figuren haben ein Analog erhalten – bis hin zur Ethnie. Freuen darf man sich neben Herbst unter anderem auf Jörg Schüttauf (STASIKOMÖDIE), Wotan Wilke Möhring (CAVEMAN), Bettina Lamprecht (KOHLRABENSCHWARZ), Rainer Bock (ATLAS) und Ernst Stötzner (Nächste Ausfahrt Glück).
Herbst in seinem Element
Zumeist spielt Christoph Maria Herbst eher griesgrämige Burschen, sein Dieter ist ein solcher aber nicht. Im Gegenteil, er ist recht positiv und versucht, aus dem, was da ist, das Beste zu machen. Und doch ist es herrlich, ihn rotieren zu sehen. Oder auch ganz nonchalant zum Bräutigam zu sagen, dass er ihm gar nicht zuhöre, nachdem dieser ihn wegen seiner Rede, die er vor der Hochzeitsgesellschaft hat, zugetextet hat.
Es sind die vielen kleinen Momente, die den Film zum Erfolg machen. Der Streit zwischen dem Sänger und Dieters rechter Hand, der Angestellte, der ständig das Offensichtliche ausspricht, die Kellner, die sich weigern, die Perücken zu tragen (weil der Bräutigam will, dass sie wie Lakaien von vor ein paar hundert Jahren aussehen), oder auch der Fotograf, der jedem auf die Nerven geht – auch seinem Praktikanten. Jede dieser Figuren ist liebevoll gestaltet, sie fühlen sich alle rund und lebendig an und bereichern den Film dadurch auch.
Der Film ist dabei unprätentiös gefilmt. Keine Sperenzchen, keine visuellen Gags, einfach solide und immer so, dass die Schauspieler ganz im Vordergrund stehen.
Fazit
EIN FEST FÜRS LEBEN ist ein sehr amüsanter Film, der nicht die großen Schenkelklopfer-Gags hat, aber ständig mit dem Schalk im Nacken für herrliches Amüsement sorgt. Die Schauspieler sind perfekt gewählt und gehen alle in ihren Rollen auf, allen voran natürlich Christoph Maria Herbst.
Der heimliche Star des Films ist jedoch Marc Hosemann, der dieses Jahr mit SOPHIA, DER TOD UND ICH so etwas wie seine Breakout-Rolle hatte und seitdem nicht nur damit auffällt, sondern auch sonst reichlich gute Rollen abgestaubt hat. Wie beispielsweise als Darsteller in der Prime-Video-Serie LAST EXIT SCHINKENSTRASSE und der Serie LEGEND OF WACKEN.