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Kritik: Die Unzertrennlichen - Zwei durch dick und dünn

sub kritik
 
Autor: Christopher Diekhaus
 
Wenn ein Titel am Film vorbeigeht! Unzertrennlich sind die beiden Protagonisten dieser belgisch-französisch-spanischen Animationssause jedenfalls nicht…
 
Cervantes lässt grüßen
 
„Die Unzertrennlichen“? Steht uns etwa mal wieder ein Remake ins Haus? Eine Neuinterpretation von David Cronenbergs 1988 veröffentlichtem Bodyhorror mit Jeremy Irons in einer Doppelrolle, der hierzulande denselben Namen trägt? Aber keine Sorge, die Irritation hält, wenn überhaupt, nur kurz an. Allzu deutlich macht der deutsche Titelzusatz, dass wir es hier nicht mit einer abgründigen Zwillingsbeziehung zu tun bekommen, sondern einem wohl eher locker-flockigen Buddy-Movie. Bezug auf ein anderes Werk nimmt Jérémie Degrusons Animationsarbeit allerdings schon. Mit Miguel de Cervantes‘ „Don Quijote“ greift „Die Unzertrennlichen – Zwei durch dick und dünn“ einen echten Literaturklassiker auf und verpflanzt dessen Motive und Ideen in ein modernes Großstadtsetting.
 
Wir befinden uns in New York, genauer gesagt im Central Park, der ein altes Puppentheater mit lebendigen Marionetten beherbergt. Eine von ihnen ist der mit einer blühenden Fantasie ausgestattete Don, der sich, genau wie der berühmte Cervantes-Protagonist, in allerlei unglaubliche Abenteuer hineindenkt. Sein Alltag hingegen ist eher monoton. Ständig muss er den Narren spielen, während Oberpuppe Alfonso in jedem neuen Stück den tapferen und begehrenswerten Helden mimt.
 
Einfach nur ungerecht, findet der übertrieben tollpatschig eingeführte Don und nimmt Reißaus, um die Welt da draußen zu erforschen und seine heroischen Qualitäten unter Beweis zu stellen. Auf seinem Weg durch die riesige Grünanlage trifft er den achtlos weggeworfenen, ebenfalls lebendigen Plüschhund DJ Doggy Dog (in der deutschen Version gesprochen von Comedian Chris Tall), der sich zwei Dinge sehnlichst wünscht: eine Familie zu finden und Rapper zu werden. Die beiden freunden sich rasch an. Und irgendwann ist Dons Mut gefragt. Denn plötzlich werden seine Theaterkollegen von einem Gaunerduo entführt.
 
 
Eintauchen in die irrwitzige Vorstellungswelt
 
Beginnen wir mit den Pluspunkten des Films. Man kann es gar nicht oft genug betonen. Angesichts der Übermacht der großen US-amerikanischen Studioanimationswerke, sind Trickstreifen aus anderen Ländern eine willkommene Abwechslung. In diesem Fall handelt es sich um eine belgisch-französisch-spanische Koproduktion, deren Regisseur mit „Das magische Haus“ (2013), „Bigfoot Junior“ (2017) und „Bigfoot Junior – Ein völlig verrückter Familientrip“ (2020) bereits einige – gleichwohl nicht vor Innovation sprühende – Alternativen zu den animierten Blockbustern aus Hollywood inszenierte.
 
Zugutehalten muss man Degrusons neuem Film, dass er Hektik nicht unbedingt zu seinem Leitprinzip erhebt. „Das Geheimnis von La Mancha“, ein anderer, im Mai 2024 erschienener Animationsspaß, der sich eifrig an „Don Quijote“ bedient, gerät da deutlich aktionistischer. Kreative Energie fließt in „Die Unzertrennlichen – Zwei durch dick und dünn“ vor allem in die Fantasiepassagen, also jene Sequenzen, in denen wir in den Kopf unserer abenteuerlustigen Hauptfigur blicken bzw. durch ihre Augen auf die Welt schauen.
 
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Ein stinknormaler Wischmopp verwandelt sich da im Handumdrehen in ein haariges Monster. Und der Central Park wird zu einem dichten Urwald, der so manche Gefahr bereithält. Was diese Abschnitte zudem aufregend macht: Ihr comicartiger Stil hebt sich spürbar ab von der restlichen Gestaltung. Optisch gibt es wenig zu meckern, auch wenn die Brillanz der hochpreisigen US-Filme natürlich außer Reichweite bleibt.
 
Leider hapert es ausgerechnet dort, wo das Buddy-Movie am meisten punkten müsste. Die im Titel beschworene enge Beziehung zwischen Don und dem kleinen Stofftier ist über weite Strecken bloße Behauptung, wird eigentlich nie richtig greifbar. Wie auch, wenn es mittendrin zu einem etwas forcierten Bruch kommt, auf den gegen Ende eine beliebig anmutende Wiederannäherung folgt? Die Marionette und der Plüschhund sind keineswegs so unzertrennlich, wie es der Zusatz suggeriert. Gerade da, wo es wirklich drauf ankommen würde, gehen sie eben nicht durch dick und dünn.
 
Dass das Animationsabenteuer ein Stück Unterhaltungswert einbüßt, liegt auch an einer hinten raus immer holpriger werdenden Handlung. Wendungen werden hastig aus dem Hut gezaubert. Die beiden Schurken gewinnen kein Profil. Und die recht löblichen Botschaften – Lass dich nicht in Rollenmuster pressen! Teste dich aus! Nutze die Macht der Fantasie! – verpackt der Film nicht gerade auf elegante Weise. Der grobe Pinsel ist hier sehr oft am Werk. Schade, wo die verspielten Bilder doch recht einfallsreich geraten.
 
Fazit
 
Visuell pfiffiger Familienspaß, dem eine stärkere Geschichte und eine glaubwürdigere Bindung zwischen den beiden Hauptfiguren gut zu Gesicht gestanden hätte.
 
 
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