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Autor: Tim Prahle
 
Was wäre, wenn einer der berühmt-berüchtigtsten Menschen, der je mit Deutschland und seiner Geschichte in Verbindung gebracht wurde und diese auch – freundlich gesagt – entscheidend mitgeprägt hat, plötzlich wieder mitten in Berlin aufwacht? Durch Deutschland reist und mit dem „kleinen Mann“ das Gespräch sucht?
 
„Er ist wieder da“ ist die – gemessen an den Erfolgen des gleichnamigen Romans sowie des Hörbuches - längst überfällige Verfilmung der Geschichte, wie Adolf Hitler sich in unserer Zeit wieder- und zurechtfindet. Doch das 110 minütige Kinoerlebnis ist keinesfalls für seichte Unterhaltungskost des durchschnittlichen Kinogängers gemacht, sondern bietet in der Story wie auch in der Umsetzung echte Neuheiten und Herausforderungen.
 
 
Ein Diktator wird zum Medienstar
 
Adolf Hitler (Oliver Masucci) wacht 2014 in Berlin auf. Knapp 70 Jahre nach seinem (vermeintlichen) Tod, befindet er sich in einem Land, dass er kaum wiederzuerkennen scheint. Deutschland befindet ich im Frieden, wird von einer Frau namens Angela Merkel regiert und das Stadtbild Berlins ist durchsetzt mit Ausländern. Hitler selbst hat sich seit 1945 hingegen nicht verändert. Weder äußerlich noch innerlich.
 
Doch nach dem Zeit- und Kulturschock findet er sich schnell in seiner neuen Situation zurecht – und startet eine Karriere als gefeierter TV- und Youtube-Star. Die Menschen halten ihn für einen politisch nicht ganz korrekten Comedian, der in seinem Programm zudem ernsthafte Sorgen und Nöte der Menschen anspricht. So reist von Talkshow zu Talkshow, von Frank Plasberg zu Circus Halligalli, erreicht eine immer größere Anhängerschar und hat dabei nichts anderes im Sinn, als das Land nach seinen unveränderten Vorstellungen neu zu gestalten.
 
Eine Mischung aus Fiktion und Dokumentation
 
Bei der sich schwierigen Umsetzung, den Roman adäquat auf die Leinwand zu bringen, wartet Regisseur David Wnendt („Kriegerin, „Feuchtgebiete“) mit einem unkonventionellem Konzept auf: Adolf Hitler wirklich auf die Straße, wirklich durchs Land zu schicken, mit echten Menschen reden zu lassen, deren Reaktion mit der Kamera festzuhalten und somit eine unvergleichliche wie auch interessante Mischung Fiktion und Dokumentation zu erschaffen. Soviel sei verraten: Das Konzept geht voll auf und auch wenn die Menschen selbstverständlich nicht glauben, mit dem echten Adolf Hitler zu sprechen, so öffnen sie sich dennoch seiner charmanten, höflichen Art und vor allem seinen Themen. Der Zuschauer sieht sich zeitgleich mit einer eigentlich dämonisierten Figur der Geschichte konfrontiert. Er lacht über sie, er verfolgt sie, er geht quasi mit ihr mit. Doch es bleibt ein Rest Gänsehaut.

Dieses Konzept ist auch die beste Erklärung, wieso nicht der weitläufig bekannte Christoph Maria Herbst („Stromberg – Der Film), der schon bei dem Hörbuch die Rolle des Adolf Hitlers innehatte, mit Scheitel und Bärtchen durch das Land marschiert. Executive Producer Oliver Berben formulierte es treffend: „Die Menschen hätten ihn sofort hinter seiner Maske erkannt. Die Reaktionen wären also ganz anders ausgefallen als gewünscht. Natürlich weiß jeder, dass dieser Hitler nicht echt sein kann, aber wenn die Menschen den Hitler-Darsteller nicht identifizieren können, vergessen sie schnell, dass es sich um einen Schauspieler handelt.“
 
Dem Hauptdarsteller Oliver Masucci, der dem Kinopublikum weitgehend unbekannt sein dürfte, ist aufgrund dieser Tatsache gleich ein mehrfaches Lob auszusprechen. Die authentische Verkörperung Adolf Hitlers gelingt brillant, aber das ist nur die eine Seite. Masucci beweist in den „dokumentarischen Gesprächen auch echtes Improvisationstalent und trägt seine Rolle restlos überzeugend in die Realität. In der fiktiven Handlung selbst (und teilweise auch in der Realität) wird zu dem von einem tollen Cast rund um Fabian Busch („Heinrich Heine – Ich Narr des Glücks“), Katja Riemann („Fack ju Göhte“) und dann eben doch auch Christoph Maria Herbst begleitet.
 
Eine klare Botschaft
 
Der Film eignet sich - wie eingangs erwähnt – sicherlich nicht für den lockeren Kinoabend. Das heißt jedoch keinesfalls, dass man nicht auch lachen kann.
 
Wenn Hitler das Internet entdeckt, sich über die Kochshows im Fernsehen aufregt oder auch den Bundesvorstand der NPD verbal niedermacht, kann sich der Zuschauer den einen oder anderen Lacher nicht verkneifen. Da ist er dann wieder im Gedächtnis, Hitler, eine Tabu-trächtige Kultfigur, die so viel Angriffsfläche bietet, dass er von etlichen Comedians im Land verkörpert und lächerlich gemacht wird. Eine willkommene Abwechslung sind diese witzigen Szenen allemal, denn sie helfen dem Zuschauer, sich zumindest kurzzeitig aus dem Bann, den dieser Film durch seine Hauptfigur ausstrahlt, wieder zu befreien.
 
Am Ende entscheidend ist jedoch die klare Botschaft des Filmes, die nicht nur jeden Menschen auch außerhalb des Kinos betrifft, sondern gemessen an dem Entstehungszeitraum des Filmes (2014) auch fast schon unheimlich vorhersehend war. Welche das ist, das sollte aber jeder für sich selbst herausfinden.