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Autor: Alexander Friedrich
 
Was für eine Überraschung! Nach den ersten Trailern hagelte es massive Kritik statt Zuversicht für den Neustart der „Terminator“-Reihe, doch „Genisys“ ist nicht nur dank des Comebacks von Arnold Schwarzenegger ein überragender Actionfilm geworden.
 
Wer James Camerons Klassiker „Terminator“ von 1984 gesehen hat, dem dürfte der Plot des mittlerweile fünften Ablegers mit dem seltsamen Namen „Genisys“ zunächst sehr vertraut vorkommen. Die Menschheit wird in der Zukunft von Maschinen unter der Kontrolle der künstlichen Intelligenz Skynet beherrscht. Ihre einzige Hoffnung ist der mutige Rebell und Anführer John Connor (gespielt von Jason Clarke). Um den Menschen auch diesen letzten Vorteil zu nehmen, schickt Skynet einen Superroboter in Menschengewand, einen so genannten Terminator (Arnold Schwarzenegger), in die Vergangenheit zurück, um John Connors Mutter Sarah (Emilia Clarke) zu töten, damit dieser nie erst geboren wird. Als John davon erfährt, schickt er zeitgleich seinen engsten Kameraden Kyle Reese (Jai Courtney) ebenfalls in das Jahr 1984, um seine Mutter beschützen zu lassen. Soweit, so Terminator 1.
 
Auch wenn „Genisys“ einen kompletten Reboot des Franchises darstellt, wirkt der Anfang des Actionfilms von Regisseur Alan Taylor (Thor 2, Game of Thrones) wie eine deckungsgleiche Rekonstruktion des bereits bekannten Plots. Taylor ist sogar so wahninnig konsequent, dass er von James Cameron kreierte Szenen und Dialoge einfach wieder auffrischt, was dreißig Jahre nach Teil Eins herrlich anzusehen ist. Wenn Arnold Schwarzenegger wie damals von einer Punk-Bande bedrohlich verlangt, ihm deren Klamotten zu übergeben, sprüht es nur so vor Nostalgie und augenzwinkernder Hommage.
 
 
Der Clou bei „Genisys“ ist jedoch, dass von nun an die so bekannte und scheinbar nur neu aufgetaute Handlung eine ganz andere Richtung einschlägt. Denn anders als von allen erwartet, ist bereits vor langer Zeit ein Terminator in die Vergangenheit geschickt worden, jedoch um Sarah Connor vor dem später auftauchenden T-800 Terminator zu beschützen. Hier entfaltet Teil 5 auch mitunter seinen größten Reiz, denn zum einen ist der Kampf zwischen CGI-Arnie im T1 Look und dem diesmal von Schwarzenegger persönlich verkörperten und sichtlich gealterten guten T-800 ein echter Fan-Schmaus, zum anderen wird der eigentlich launige und voll mit Spezialeffekten versehene Action-Blockbuster mit einer fast schon zu komplizierten sehr komplexen Geschichte versehen. Ein Wermutstropfen ist allerdings die Vorhersehbarkeit einer weiteren großen Wendung, die gar nicht dem Drehbuch selbst sondern dem Trailer vorzuwerfen ist. Denn die Wandlung John Connors vom menschlichen Anführer zum Bösewicht hätte eine ganz andere Wirkung, würde man nicht schon vor dem Film über sie Bescheid wissen.
 
Davon abgesehen ist „Genisys“ trotz der neuen Ausrichtung nur so vollgepackt mit Verneigungen gegenüber dem Cameron-Original. Neben der Rückkehr des T-1000 aus „Terminator 2“, der anno 1991 die Filmwelt durch eine rein visuelle Modellierung revolutionierte und immer wieder einkehrenden Elementen der Original-Musik von Brad Fiedel (der wirklich tolle Soundtrack stammt diesmal vom talentierten Lorne Balfe/Komponist von Assassin´s Creed 3) ist der gelungenste Fan-Service natürlich Alteisen Schwarzenegger selbst, der sich für seine Rolle des Lebens noch einmal mächtig ins Zeug gelegt hat. Das viel höhere Alter wird durch einen geschickten Kniff in der Handlung ermöglicht und ist dem Ex-Gouverneur auch gar nicht anzusehen, auch wenn natürlich viele der toll fotografierten Actionszenen den CGI-Gehalt nicht ganz verdecken können. Nach der Abstinenz im völlig missratenen „Terminator: Die Erlösung“ merkt man nun endgültig, wie die Reihe ohne Arnie einfach nicht funktionieren kann und die Action-Legende der 80er einfach dazugehört, ob mittlerweile schon fast siebzig Jahre alt oder nicht.
 
Die zweite Volltreffer-Besetzung ist die durch die Serie „Game of Thrones“ bekannte Emilia Clarke, welche Johns Mutter Sarah Connor so verkörpert, als wäre ihr die Rolle schon immer vorherbestimmt. Bereits in „Game of Thrones“ überzeugt Clarke durch ihr sehr selbstbewusstes und charismatisches Auftreten, in „Terminator Genisys“ steht sie diesem in nichts nach und offenbart einige wirklich tolle emotionale Momente. Selbst Jai Courtney, der in „Stirb langsam 5“ noch mehr als unglücklich und völlig verloren agierte, ist als neuer Kyle Reese ganz gut aufgehoben. Übrigens darf man auch einige Auftritte von J.K. Simmons genießen.
 
Die Besetzung ist nach den Fehlgriffen beim Vorgänger diesmal also mehr als gelungen, doch auch Regisseur Alan Taylor stellt sich als Glücksgriff heraus. Konnte der Macher einiger „Game of Thrones“-Episoden sich mit „Thor 2“ noch nicht wirklich auszeichnen, kann das Regie-Talent diesmal aus dem Vollen schöpfen. Die Verpflichtung von Emilia Clarke und die vielen Cameron-Hommagen fallen ebenso auf das Konto Taylors wie auch die knallharte und solide in 3D verpackte Action. Trotz erstmaliger FSK 12 Freigabe haben die zahlreichen Kampfszenen nicht an Substanz eingebüßt.
 
Positiv ist vor allem, dass keine dieser Sequenzen wie bei vielen Genre-Kollegen zu lang geraten, sondern stets kurz gehalten sind und mehr Wert auf den Moment als den Effekt-Stakkato gelegt wird. So vermag „Genisys“ während seiner zwei Stunden Laufzeit trotz der nicht immer leicht zu folgenden Synopsis stets super zu unterhalten und es nie mit der Dosierung zu übertreiben.
 
Fazit: Die Geschichte von „Terminator Genisys“ würde noch viel mehr von ihrem Reiz entfachen, hätte Paramount es mit den Trailern nicht so verbockt. Überhaupt ist der Reboot viel stärker als jene ausgefallen und überrascht mit einer interessanten und wendungsreichen Geschichte, die mit hervorragend fotografierter Action garniert wird.
 
Vor allem personell wurde hier sehr viel richtig gemacht. Alan Taylor als Regisseur, Emilia Clarke als Sarah Connor, Lorne Balfe für die Musik – all das sind wahre Glücksgriffe, doch alle stehen natürlich im Schatten von Arnold Schwarzeneggers großartigem Comeback.