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Autorin: Simone Michel
 
„Sie sind hier“. Mit diesem Satz hat ein kleines Mädchen dem Publikum bereits 1982 einen Schauer über den Rücken gejagt. 33 Jahre später ist der weltbekannte Horror-Klassiker „Poltergeist“ als modernisierte Neuauflage zurück auf den Kinoleinwänden.
 
Wer das Original gesehen hat, dem dürfte die Geschichte um „Poltergeist“ bekannt sein: Familie Bowen zieht in ein großes Haus in der Vorstadt, das sie zu einem guten Preis hat kaufen können. Eric (Sam Rockwell) und Amy (Rosemarie DeWitt) sind überglücklich. Nur ihre drei Kinder haben mit dem Umzug zu kämpfen. Insbesondere dem kleinen Griffin (Kyle Catlett) ist das Haus von Anfang an nicht geheuer. Spätestens als er seine jüngere Schwester Madison (Kennedi Clements) scheinbar mit sich selbst redend beobachtet und in seinem Zimmer mehrere schaurige Clown-Puppen auftauchen, bekommt Griffin es mit der Angst zu tun.
 
Im Haus der Bowens häufen sich unerklärliche Vorkommnisse, doch Griffins Eltern ignorieren seine Beobachtungen zunächst. Als sie jedoch die Wahrheit über ihr neues Heim erfahren, ihre Kinder von seltsamen Dingen im Haus angegriffen werden und die kleine Madison auch noch spurlos verschwindet, wenden sie sich verzweifelt an eine Truppe von Spezialisten für paranormale Ereignisse. Diese bestätigen ihnen das Unfassbare: Poltergeister herrschen über das Haus und haben Madison in ihrer Gewalt.
 
 
Das Remake von „Poltergeist“ fällt zu allererst durch das renommierte Team hinter der Kamera auf. Mit von der Partie ist Regisseur Gil Kenan, der sich bereits für den erfolgreichen Animationsstreifen „Monster House“ verantwortlich zeigen kann. Gemeinsam mit Hollywood-Größe Sam Raimi verleiht er Tobe Hoopers Horror-Klassiker ein zeitgemäßes Gewand.
 
Eine große Rolle spielt in der Neuauflage der Einsatz neuer Medien und Technik innerhalb der Szenen, wie Smartphones, Flatscreens und ferngesteuerte Dronen, die auf eine moderne Interpretation der Story von „Poltergeist“ hindeuten. So wird auch das Fernsehen eingebaut, indem einer der Nebendarsteller einen TV-Star einer bekannten Reality-Doku mimt, welche sich dem Thema „Haunted House“ widmet.
 
So sehr auch die zeitgemäße Interpretation insgesamt sehr gut und schlüssig umgesetzt erscheint, so wirkt der plötzliche Auftritt des Haunted House-Spezialisten Carrigan Burke (Jared Harris) jedoch nahezu überflüssig. Seine Figur und dessen eigene Geschichte, scheinen in den Handlungsablauf hineingezwängt. Seinem Charakter wird ein unerwartetes Maß an Aufmerksamkeit zu teil, welches sich dem Zuschauer nicht so recht erklären mag. Er nimmt den Hauptcharakteren in gewisser Weise ihr Scheinwerferlicht. Zudem sorgt er für einen Bruch in der Dramaturgie des Horrorfilms, da seine Rolle zuviel Humor in die Geschichte einbringt. Ich bin der Auffassung „Poltergeist“ hätte ohne seine Figur eine klarere und spannendere Storyline.
 
Die weiteren Charaktere überzeugen hingegen umso mehr. Familie Bowen könnte kaum besser besetzt sein. Sam Rockwell verleiht dem Vater und Ehemann Eric eine gute Mischung aus Humor und Gefühl. Der facettenreiche Schauspieler gibt „Poltergeist“ ein gewisses Hollywood-Flair. An seiner Seite steht die talentierte Rosemarie DeWitt als dessen Ehefrau und liebende Mutter.
 
Hervorzuheben ist aber vor allem das Schauspiel der jüngeren Darsteller, welche die Kinder der Familie verkörpern: Die 8-jährige Kennedi Clements spielt die kleine Madison, die zum Opfer der Poltergeister wird. Sie hat eine faszinierende Ausstrahlung, so dass den Zuschauern das Gefühl vermittelt wird, das kleine Mädchen selbst beschützen zu wollen. Dem Publikum kann um Madison tatsächlich Angst und Bange werden. Ihr Bruder Griffin ist aber vermutlich der heimliche Star der Geschichte. Dieser muss sich innerlich zwischen seinen eigenen Ängsten und der ersehnten Rettung seiner kleinen Schwester hin und her gerissen sehen. Kyle Catlett hebt dieses emotionale Chaos auf großartige Weise hervor. Seine große Schwester Kendra rückt derweil eher in den Hintergrund, auch wenn Saxon Sharbinos schauspielerische Leistungen hier durchaus überzeugen. Ihre Figur neigt in „Poltergeist“ jedoch zur Repräsentation eines oberflächlichen Fangirls, das sich freut seinem Idol Carrigan Burke endlich persönlich bei der Geisterjagd zuschauen zu dürfen. Dieser Umstand will nicht ganz zum Ernst der Situation passen.
 
„Poltergeist“ ist sehr nah an das Original-Drehbuch von Steven Spielberg angelehnt, so dass viele Elemente aus dem klassischen Vorgänger in der Neuauflage wieder auftauchen. Auf diese Weise wird dem Kult-Horrorfilm Tribut gezollt. Während im Original aus den achtziger Jahren aber ein Leben in der amerikanischen Vorstadt nicht in Frage gestellt wird, nimmt der Film von 2015 die Vorstadt-Hölle geradezu wörtlich. Der Inhalt wird somit an die gesellschaftlichen Veränderungen angepasst. So steht Familie Bowen dem Leben in „Suburbia“ nun von vornherein skeptisch gegenüber, was sich ja letztlich als begründet erweist.
 
Ein Grund für das Remake dürften aber vor allem die heutigen technischen Möglichkeiten sein, die sich seit den achtziger Jahren ebenfalls sehr verändert haben. So wird nun nicht nur im Drehbuch auf moderne Technik gesetzt, sondern das Bild selbst wird mittels neuartiger Special Effects aufgewertet. Und diese sind einfach nur großartig, was insbesondere für die Darstellung der paranormalen Ereignisse im Film eine immense Aufwertung bedeutet.
 
Das Remake von „Poltergeist“ ist gut gelungen und lohnt sich für Fans von Horrorfilmen allemal. An das Original mag der Film wohl nicht heranreichen, aber dieses Ziel wäre vermutlich auch kaum erreichbar gewesen. Die moderne Interpretation ist in jedem Fall sehenswert, egal ob man den zugehörigen Klassiker kennt oder eben nicht. "Poltergeist" lädt zum gemeinsamen Gruseln ein.