Autorin: Simone Michel |
Mit dem Heldenepos „Exodus: Götter und Könige“ bringt Twentieth Century Fox einen spektakulären und visuell eindrucksvollen Film mit echter Star-Besetzung in die Kinos. Er handelt von der Geschichte des Propheten Moses, der für die Befreiung des hebräischen Volkes aus der Sklaverei kämpft und sich für diese Aufgabe einigen lebensverändernden Herausforderungen stellen muss.
Christian Bale verkörpert hierin die Figur des Moses, während sein Widersacher, Pharao Ramses, von Joel Edgerton gespielt wird. In Nebenrollen tummeln sich weitere bekannte Gesichter, wie Sigourney Weaver (Ramses Mutter Tuya), Ben Kingsley (Nun) und Aaron Paul (Josua). Daneben klingt auch der Name Ridley Scott äußerst vielversprechend: Weltweit bekannt durch bahnbrechende Erfolge wie „Alien“, „Blade Runner“ und „Gladiator“, übernimmt er für diesen Film erneut die Regie.
Nahezu jedem dürfte Moses Geschichte zumindest teilweise bekannt sein. So überrascht der Handlungsverlauf von „Exodus: Götter und Könige“ eher wenig:
Moses wächst zusammen mit seinem mutmaßlichen Vetter Ramses im Palast des Pharaos Seti in Ägypten auf. Ramses wird nach dem Tod seines Vaters dessen Nachfolger. Er erhöht sich selbst kurzer Hand zum Gott und erweist sich als unbarmherziger Herrscher, unter dessen Tyrannei die hebräischen Sklaven mehr als denn je leiden müssen.
Währenddessen erfährt Moses, dass er als Säugling hebräischer Eltern ausgesetzt, am Nil von Prinzessin Bithia gefunden und im Palast als ihr eigen Fleisch und Blut aufgezogen wurde. An dieser Stelle beginnt Moses beschwerliche, sagenumwobene Reise: Vom neuen Pharao als Hebräer entlarvt und ins Exil verstoßen, findet er seinen Weg zu Gott und leitet in dessen Namen sein Volk bei der Flucht aus Ägypten nach Kanaa. Hierzu muss er unter anderem grauenvolle Plagen und die Überquerung des Roten Meeres bewältigen.
Obwohl die Inhalte somit womöglich recht vorhersehbar sind und das Publikum kaum überraschen können, so ist es vielmehr Ridley Scotts Umsetzung, die umso interessanter erscheint:
Auf welche Weise werden die Plagen dargestellt? Wie wird die Teilung des Roten Meeres umgesetzt? Inwiefern hebt sich die Darstellung der Reise des Propheten Moses insgesamt von bisherigen Filmen desselben Themas ab? – Eine übrigens sehr beeindruckende Leistung ist hierbei die Umsetzung der Erscheinung Gottes.
Die Erwartungen vieler Zuschauer an den Film sind vermutlich bereits durch Ridley Scotts Einsatz als Regisseur recht hoch. Doch „Exodus: Götter und Könige“ wird ihnen in großen Teilen standhalten können. Dies gilt vor allem für die Abbildung der Hauptfigur Moses. Ohne Zweifel ist hier die Besetzung ein wichtiges Indiz für eine moderne Herangehensweise an das Thema Exodus. Zugegebenermaßen fiel es mir persönlich zunächst schwer, mir Christian Bale in der Rolle des Moses vorzustellen, doch er meistert diese ausgesprochen gut.
Die Figur definiert sich in Scotts Film nämlich nicht hauptsächlich über den ikonischen, gottesfürchtigen und gealterten Propheten, der in erster Linie mit der Überlieferung der Zehn Gebote verbunden wird. „Exodus: Götter und Könige“ zeigt vor allem das facettenreiche Leben des Menschen Moses als furchtloser Feldherr, liebender Ehemann und Vater sowie als Prophet Gottes, der immer wieder von inneren Konflikten geplagt wird. Die Figur des Moses überzeugt restlos.
Im Gegenzug ist Ramses Charakter auffallend oberflächlich gezeichnet. Er wird kaum durch ein zwiespältiges Verhältnis zu seinem verbannten Vetter Moses geprägt. Eine brüderliche Bindung ist seinerseits offenbar schnell vergessen. Der Pharao wird nahezu ausnahmslos als Egomane und Tyrann dargestellt, für welchen ausschließlich der eigene Machterhalt zählt. Selbst die drohenden Gefahren für seine Familie scheint er aus Stolz vollkommen zu ignorieren.
Joel Edgerton kann der Figur des Ramses, trotz seiner überzeugenden schauspielerischen Leistung, leider kaum mehr Tiefe verleihen. Entgegen Ridley Scotts eigener Aussage, handelt es sich bei Ramses doch vielmehr um einen traditionellen Bösewicht, der sich weniger von positiven Emotionen beeinflussen lässt.
Wer sich im Übrigen insbesondere vom Einsatz der renommierten Schauspieler Weaver, Kingsley und Paul viel verspricht, der sei an dieser Stelle bereits vorgewarnt: Die von ihnen verkörperten Figuren sind auf der Leinwand nur selten zu sehen. Dies tut der Qualität des Inhaltes jedoch keinen Abbruch.
Zuletzt sei im Hinblick auf die Handlung hinzuzufügen, dass die Geschichte von Moses, der Konflikt zwischen ihm und Ramses sowie die Flucht der Hebräer aus Ägypten, schlüssig und spannend erzählt werden. Dem Zuschauer wird hierbei ein breites Spektrum an Hollywood-Unterhaltung geboten: Von actionreichen Schlachten über dramatische Plagen bis hin zu emotionalen Augenblicken.
Zudem sind die visuellen Effekte und das Set- und Kostümdesign geradezu liebevoll detailliert und sehr authentisch gestaltet. Der Zuschauer kann sich in der Tat in ein altertümliches Ägypten versetzt sehen. Und für die 3D-Skeptiker unter euch: Die 3D-Effekte wirken weder aufdringlich, noch scheinen sie lediglich um ihrer selbst willen eingesetzt worden zu sein.
„Exodus: Götter und Könige“ ist ein durchweg unterhaltsamer Film, der sich vor allem für Liebhaber abenteuerlicher Geschichten, faszinierender visueller Effekte und beeindruckender Bilder eignet. Alles in allem ein echter Ridley Scott also, mit leichten Abzügen hinsichtlich mangelnder inhaltlicher Überraschungen und des eher oberflächlichen Charakters Ramses.