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Autor: Joseph Zedelmaier
 
Jane Austins Roman „Stolz und Vorurteil“ war 1813 ein Welterfolg und gehört noch heute zum Bildungskanon. Ob sich aber die Autorin bei dem Suffix „und Zombies“ im Grabe umdreht oder vielleicht auch nur leicht schmunzelt, werden wir wohl nie erfahren.
 
Das Setting, wie im Original, ist England im 19. Jahrhundert. Die Mutter der Adelsfamilie Bennet will ihre fünf Töchter Elizabeth, Jane, Kitty, Lydia und Mary möglichst schnell verheiraten, während der Vater mehr darauf erpicht ist, seine Töchter in japanischer und chinesischer Kampfkunst ausgebildet zu sehen.
 
Elizabeth (Lily James), von ihrer Mutter liebevoll „die zweitschönste meiner Töchter“ genannt, übernimmt die Hauptrolle in diesem Wirrwarr. Ihr Zukünftiger ist ein wahrer Experte im Kampf gegen Untote, zugleich auch noch von hohem Adel: Mr. Darcy, gespielt von Sam Riley. Die schönste der Töchter, Jane (Bella Heathcote), ist anders als Elizabeth ganz begeistert von ihrem Schwärmer, dem ebenfalls adeligen Nachbarn, Mr. Bingley (Douglas Booth).
 
Von der Oberschicht wird in dieser Welt Kriegsbegabung erwartet und so machen sich die Geschwister auf, um die untote Bedrohung Englands aufzuhalten. Dirigiert wird das Durcheinander von Regisseur Burr Steers, der auch das Drehbuch zum Film verfasste.
 
 
Wenn Trash sich Ernst nimmt…
 
Der Trailer verspricht eine parodistische Literaturverfilmung mit Trash-Elementen – ähnlich wie in den Filmen „Abraham Lincoln – Vampirjäger“ oder „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“.
 
Die wichtigste Regel für Filme dieser Art, die man nicht brechen darf, ist folgende: Nimm dich niemals selbst ernst. Zombies können großartig und episch sein, wie es uns „The Walking Dead“ gelehrt hat – dann darf allerdings der Humor nicht billig sein. Oder aber ein Zombiefilm will trashig bleiben; dann aber muss er dem Trash treu bleiben: „Zombieland“ macht vor, wie es geht. Doch „Stolz und Vorurteil“ begeht einen Fehler: viel zu viel steckt hinter den faulenden Beinhinterherziehern.
 
Die Figuren haben zu viel Charakter; sie werden wie eine menschliche Minderheit behandelt. Das hätte eine neue Art sein können, den Aspekt „Zombie“ zu interpretieren, doch wird durch echte und sehr ernstgemeinte Moralfragen viel zu viel Wert auf Authentizität gelegt. Dadurch verlieren auch die teilweise gelungenen und witzigen Action-Szenen ihren Charme.
 
Genre-Wirrwarr
 
Auffallend ist die Vielzahl der vertretenen Genres – tatsächlich so gut wie jedes: Historien-, Kostüm-, Katastrophen- und Liebesfilm, Drama, Fantasy, Trash und Zombie, wie auch Action-Komödie und Literaturverfilmung – ALLE dieser Bezeichnungen treffen irgendwie zu. Doch das, was der Film hätte sein können, geht in dieser Menge einfach unter. Jedoch lässt sich nicht nur Schlechtes berichten. Der Humor ist teilweise gut bis sehr gut getroffen – besonders für Fans des komödiantischen Zombie-Genres ist „S&V&Z“ trotz alledem absolut empfehlenswert. Besonders die zahlreichen Kabbeleien zwischen Elizabeth und Mr. Darcy sind immer einen Lacher wert.
 
Auch Kameraarbeit und Spezialeffekte harmonieren gut und lenken nie vom Geschehen ab. Dennoch merkt man, dass mit mehr Budget sicherlich noch mehr hätte herausgeholt werden können. Das Zombie-Makeup sieht gut und realistisch aus – sofern Zombies realistisch aussehen können… Hier orientierte man sich am großen Vorbild „The Walking Dead“, welches wahrscheinlich für immer den Standard für ernstgemeinte Zombie-Filme und -Serien setzten wird. Und das, obwohl die Macher für jede der ca. 45 Minuten langen Folgen (zum Vergleich S&V&Z: 107 Minuten) nur etwa ein Zehntel des Budgets von „Stolz und Vorurteil und Zombies“ zur Verfügung haben.

Am Schauspieler-Ensemble ist nichts auszusetzen. Es würde sicherlich auch in einer zombiefreien Romanverfilmung funktionieren, hätte nicht schon 2005 Joe Wright (unter anderem mit Keira Knightley) das Niveau so hoch gesetzt. Trotzdem könnten alle Szenen ohne Action und Zombies aus einer getreuen „Stolz und Vorurteil“- Verfilmung stammen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sowohl die Namen der Charaktere als auch die elementaren Handlungen 1:1 aus dem Roman übernommen sind.
 
Fazit
 
„Stolz und Vorurteil & Zombies“ ist gleichzeitig viel zu viel und viel zu wenig. Als Ganzes funktioniert der Film einfach nicht. Durch Witz und liebenswürdige Einzelcharaktere kann man während der Kinovorstellung aber durchaus schmunzeln. Vielleicht aber auch deshalb, weil das Konzept an sich einfach zu absurd ist.