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Autor: Alexander Friedrich
 
Was DC kann, kann Marvel schon lange. Nachdem sich Batman und Superman schon ordentlich die Leviten gelesen haben, kracht es nun auch zwischen Captain America und Iron Man gehörig. „Civil War“, der dritte Teil der Captain America-Reihe, welcher zugleich auch die Marvel Phase Drei eröffnet, geht jedoch noch weit darüber hinaus und lässt mit Auftritten dutzender alter und neuer Helden des Marvel Cinematic Univrse (MCU) das Fan-Herz höher schlagen.
 
Das Regisseur-Duo um Anthony und Joe Russo vergisst bei aller Comic-Liebe glücklicherweise nicht, einfach einen guten Film zu machen und somit ist „Captain America: Civil War“ der vielleicht beste Marvel-Streich seit „The Avengers“ aus dem Jahr 2012.
 
Einmal mehr müssen Captain Steve Rogers (Chris Evans) und Agentin Romanoff (Scarlett Johansson) mit Hilfe der Avengers, die personell nach den Ereignissen aus „Avengers: Age of Ultron“ neu aufgestellt wurden, einen Terroranschlag vereiteln. Bei der Operation in der afrikanischen Metropole Lagos kommt es jedoch zu einem verheerenden Zwischenfall, bei dem mehrere Zivilisten getötet werden. Folglich soll den Avengers der Riegel vorgeschoben werden, indem ein von 117 Nationen unterschriebenes Abkommen Einsätze auf eigene Faust untersagt.
 
Für den schuldbewussten Tony Stark (Robert Downey Jr.) ist die Kontrolle der richtige Weg, um sich selbst Grenzen zu setzen und mit dem Gesetz zu kooperieren. Der heldenmutige Rogers dagegen sieht in der ganzen Sache jedoch eine Unterwerfung Dritter. Schließlich will der Captain bei Bedarf selbst entscheiden können, wer seine Hilfe benötigt.
 
Was zunächst nur ein subtiler verbaler Konflikt zwischen den beiden Führungsfiguren der Avengers darstellt, mündet bald in eine echte Feindschaft, als der Winter Solider wieder auftaucht, bei dem es sich, wie wir wissen, um Rogers früheren Freund Bucky Barnes (Sebastian Stan) handelt. Ihm wird vorgeworfen, einen Terroranschlag auf eine UN-Sitzung in Wien verübt zu haben. Doch Rogers beteuert die Unschuld Bucks und verhilft ihm schließlich zur Flucht, was Stark veranlasst, als Iron Man Jagd auf die beiden zu machen.
 
 
Dawn of Justice vs. Civil War
 
Erst kürzlich lies DC ebenfalls zwei der populärsten Figuren ihres Universums statt miteinander, gegeneinander antreten. Und auch wenn der Vergleich etwas hinkt, sei schon mal vorab gesagt, dass die Russo-Brüder das Dilemma, zwei stets für das Gute agierende Helden, die zu erbitterten Feinden werden, deutlich eleganter lösen.
 
„Civil War“ ist zudem eigentlich vielmehr ein „Avengers 3“ als ein „Captain America 3“, da es sich nicht nur eben tatsächlich hier um die Avengers handelt, sondern auch weil der titelgebende Captain America alias Steve Rogers längst nicht die alles umfassende Hauptfigur darstellt. Selbst das Duell zwischen ihm und Tony Stark alias Iron Man ist nur die Spitze des Eisbergs.
 
„Civil War“ ist eine Geschichte über den inneren Konflikt einer ganzen Vereinigung und stellt die Frage, ob zwischen Heldenmut und Selbstjustiz überhaupt eine Grenze gezogen werden kann. So ist eine der großen Stärken des Films die Eingliederung nahezu aller MCU-Helden, die wir nun schon seit Jahren kennen, ohne das einer davon deplatziert wirken würde. Gerade im Vergleich zum Quasi-Vorgänger „Avengers: Age of Ultron“ von Joss Whedon, wo wir uns von all den vielen Figuren einfach überladen fühlten, ist das „Civil War“ viel angenehmer und dramaturgisch besser gelungen.
 
Die Russos schaffen das Kunststück, jeder der zahlreichen Figuren eine klare Aufgabe zukommen zulassen und speziell eine Partei zuzuordnen. Denn im Laufe des Films schließen sich die Helden wie u.a. Black Widow, Hawkeye (Jeremy Renner), Ant Man (Paul Rudd), Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) oder Falcon (Anthoy Mackie) klar einer Seite an, um für das zu kämpfen, was sie für das Richtige halten und zu keiner Sekunde wirken diese Entscheidungen unglaubhaft.
 
Warum gerade diese Figur nun zu Captain America hält oder eben zu Iron Man, wird ausführlich wie nachvollziehbar erläutert. Das ist genau der Punkt, wo „Batman v Superman“ zuletzt so kläglich scheiterte. Ein ganz wesentlicher Unterschied zu Zack Snyders Gladiatorenkampf, bei dem die Motive für den Konflikt einfach nur hanebüchen waren, ist, dass sich die Protagonisten in „Civil War“ austauschen und zwar auch mündlich!
 
Neues Gut und Böse
 
So nimmt sich der Film auch seine Zeit, die er braucht, bis es dann wirklich zum großen Kampf aller Avengers gegeneinander kommt. Bis dahin wird die Laufzeit vor allem für die Einführung einiger neuer Charaktere genutzt, wie etwa den Black Panther (Chadwick Boseman), einem wirklich originellen Helden, der auf eigene Faust oder in diesem Fall auf eigenen Pfoten unterwegs ist.
 
Mit seinem eleganten, katzenartigen Kampfstil und den im Vergleich zu den lauten rabiaten anderen Helden sehr leisen Bewegungen, ist der Neuling im MCU, der nächstes Jahr auch seinen Solo-Film bekommt, eine willkommene Abwechslung.

Daniel Brühl als echter Bösewicht dagegen ist zwar abermals kein wirklich origineller Marvel-Bösewicht, doch seine interessanten menschlichen Motive und gerade die unheimlich ruhige Performance des deutschen Schauspielers machen seine Figur Zemo doch wieder interessant. Nach all den Weltherrschafts-Über-Schurken der vergangenen Marvel-Filme stellt Brühl einen wahrlich geerdeten Antagonisten dar. 

Von wegen Standard-Action
 
Bei all den Marvel-Streifen, sind es jedes Jahr doch immerhin mindestens zwei, könnte man langsam von Ermüdung sprechen und ein bisschen was (Age of Ultron) oder auch mehr (Iron Man 3) war davon auch in einigen Ablegern zuletzt zu spüren. Doch die Russos verleihen der Action in „Civil War“ einen ganz neuen Anstrich. Die Kämpfe, seien es kleinere oder im Verlauf größere, sind hinsichtlich der Vorgänger plastischer und erwachsener gestaltet worden.
 
Wenn Captain America so einiges abbekommt, dann lässt das ihn einfach einiges verletzbarer und somit auch greifbarer wirken als je zuvor. Insgesamt sind die Gefechte allerdings auch einfach genial choreographiert und machen enorm Laune beim Zusehen. Allgemein erfreut zudem der Verzicht auf übertriebene CGI-Effekte. In seiner Summe wirkt „Civil War“ sehr echt und handgemacht.
 
Wenn sich dann im finalen Akt endlich alle Helden gegenseitig die Köpfe einschlagen, überrascht „Civil War“ schliesslich mit seinem Einfallsreichtum. Was die Russos, Schauspieler und das Team der Spezial- und Visuellen Effekte hier abliefern, ist wirklich großartige Unterhaltung. Diese tolle Sequenz, die übrigens am Leipziger Flughafen gedreht wurde, lebt vor allem von den Tricks von Ant-Man und dem heiß erwarteten Neuzugang Spider-Man.
 
So wurde Tom Holland als dessen Besetzung von den Fans zunächst mit großer Skepsis aufgenommen, nicht nur wegen seines sehr jungen Alters, sondern auch der Tatsache, dass so kurz nach den „Amazing Spider-Man“-Filmen von Sony nun schon wieder ein Neustart der Lizenz folgen soll. Doch ohne, zu viel verraten zu wollen, was seinen Auftritt betrifft, der neue Spider-Man macht enorm viel Spaß und bereichert den Kampf der Avengers mit einigen verdammt coolen Facetten und auch die sympathisch freche Art des neuen Peter Parker nehmen wir Tom Holland voll und ganz ab. Dem Spider-Man Reboot für 2017 sehen wir nun deutlich hoffnungsvoller entgegen.
 
Fazit:
 
Schwächen wurden in dieser Review so gut wie gar nicht genannt. Ist „Civil War“ nun gar ein Meisterwerk? Definitiv nicht aber es ist ein sehr rundes Action-Erlebnis, welches mit kreativen Einfällen und grandiosen Action-Sequenzen überrascht. Die Russo-Brüder verstehen einfach, wie sie mit der Lizenz umzugehen haben und so steht auch dem von ihnen inszenierten dritten Avengers-Streifen „Infinity War“ für 2018 nichts im Weg. Den Autoren gelingt es zudem, eine wirklich nachvollziehbare intellligente Geschichte zu erzählen, die es tatsächlich schafft, die Größe des Films und die Masse an Charakteren zu tragen. Zack Snyder hätte sich für sein „Batman v Superman“ hier einiges abschneiden können.
 
Insgesamt fehlt „Civil War“ vielleicht etwas der Humor und die Leichtigkeit der anderen Marvel-Filme, ist der Ton diesmal doch sehr ernst geraten. Trotzdem bleiben wir von bedeutungsschwangerem Pathos verschont und werden bis zum Ende prima unterhalten. Der beste MCU Ableger seit „The Avengers“.