DKDL 160x600 Wide Skyscraper Dis Kinoservice JETZT TS

 
nflix news
lolo kritik
 
Autorin: Simone Michel
 
Schon wieder eine Romantic Comedy aus Hollywood? Falsch. Mit „Lolo“ zeigt die französischstämmige Regisseurin und Hauptdarstellerin Julie Delpy, dass Frankreichs Filmbranche seinen eigene Art von Humor hat.
Violette (Julie Delpy) genießt mit ihrer besten Freundin Ariane (Karin Viard) gerade den gemeinsamen Wellness-Urlaub in Südfrankreich, als Jean-René (Dany Boon) ihr über den Weg läuft. Perfekt für einen One-Night-Stand, denkt sich die Business-Frau aus Paris. Zwar ist der nerdige Informatiker aus der Provinz eigentlich so gar nicht Violettes Typ, aber für eine Nacht wird es schon reichen.
 
Es zeigt sich jedoch, dass die beiden mehr teilen als nur das Bett. Violette und Jean-René verlieben sich Hals über Kopf ineinander. Der Zufall will es, dass Jean-René für seinen neuen Job demnächst nach Paris zieht. So steht der Beziehung offenbar nichts mehr im Weg.
 
Das Glück des frischgebackenen Paares scheint perfekt, wäre da nicht Violettes neuer Mitbewohner: Ihr 19-jähriger Sohn Lolo (Vincent Lacoste), der sich fest vorgenommen hat seine Mutter mit keinem anderem Mann zu teilen…
 
 
Ödipuskomplex in Perfektion
 
Neu erscheint das Thema von „Lolo – Drei ist einer zu viel“ wohl weniger. Beschreibt der Film doch Freuds Ödipuskomplex in Perfektion: Der Sohn empfindet seiner Mutter gegenüber eine starke Zuneigung, während er den potenziellen Vater als Rivalen ansieht, der aus dem Weg geräumt werden muss. Dany Boons Charakter kann einem als Zuschauer dabei wirklich nur leid tun. Nicht nur, dass der naive Jean-René bei jedem Funken Nettigkeit von Lolo Hoffnung schöpft, obwohl dieser nur das Schlimmste im Sinn hat, Violette steht auch noch hinter ihrem „kleinen Küken“.
 
Die Story erhält ihren Pep vielmehr durch drei äußerst verhaltensauffällige Protagonisten, von denen mindestens einer zur Vernunft kommen muss, um die Chance auf ein Happy End zu gewähren. Die drei französischen Schauspieler mimen ihre Charaktere dabei perfekt.
 
Frankreichs Talente
 
Der titelgebende Lolo wird von dem 22-jährigen Talent Vincent Lacoste gespielt, der den meisten Zuschauern hierzulande eher unbekannt sein dürfte. Der junge Darsteller hat allerdings schon in zahlreichen französischen Produktionen mitgewirkt. In „Lolo – Drei ist einer zu viel“ kann er nun dem Publikum außerhalb Frankreichs beweisen, dass er den durchgeknallten, egozentrischen Halbstarken ideal verkörpert, so dass er den Zuschauer im Kinosessel geradezu aufregt. Und das, obwohl Lacoste nie auf einer Schauspielschule gewesen ist.
 
Dany Boon ist hingegen auch jenseits von Frankreichs Grenzen vielen Kinogängern ein Begriff. Als Regisseur, Autor und Schauspieler ist er durch Komödien wie „Willkommen bei den Sch’tis“ (2008), „Nichts zu verzollen“ (2010) und „Super-Hypochonder“ (2014) bekannt. Boon, der seine Karriere als Komiker begann, geht in der Rolle als naiver Nerd Jean-René voll auf. Er ist der Sympathieträger des Films, mit dem der Zuschauer stets mitfühlt.
 
Julie Delpy ist auch in Hollywood bereits seit vielen Jahren ein Name. Als Schauspielerin kennt man sie aus Filmen wie der Trilogie „Before Sunrise“ (1995), „Before Sunset“ (2004) und „Before Midnight“ (2013) an der Seite von Ethan Hawke sowie zuletzt als Madame B in „Avengers: Age of Ultron“ (2015). Als Regisseurin widmet sie sich aber eher Komödien, die sich deutlich von den meisten US-amerikanischen Produktionen abheben. So auch „Lolo – Drei sind einer zu viel“, in dem vor allem die weiblichen Charaktere, Violette und Freundin Ariane, kein Blatt vor den Mund nehmen.
 
Eine Komödie der anderen Art
 
Interessant ist daneben das Setting des Films, das die Stadt der Liebe selbst bildet. Hierbei ist vor allem Violettes Beruf von Bedeutung, da diese in der Pariser Modeindustrie arbeitet. So dürfen sich die Zuschauer auch über einen Gastauftritt von Karl Lagerfeld freuen, dessen erste Begegnung mit Jean-René von der ganz besonderen Art ist…
 
„Lolo – Drei ist einer zu viel“ bildet eine erfrischend andersartige Komödie, die hinsichtlich der Charaktere unterhaltsam, wenn auch inhaltlich recht leicht durchschaubar ist. Es ergeben sich keine großen Wendungen, die dem Film mehr Spannung verleihen würden.
 
Der Film lebt hauptsächlich durch seine Hauptcharaktere und die Stadt Paris als Handlungsort mit tollen Bildern. Der Film empfiehlt sich insbesondere Kinobesuchern, die charmante Komödien mögen, aber den typischen Humor der Rom-Coms aus den USA satt haben.