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Autorin: Simone Michel
 
Im Verleih von Universum Film erscheint am 30.07.2015 der Horrorfilm „The Vatican Tapes“ in den deutschen Kinos, der sich auf neuartige Weise dem Thema Exorzismus zuwendet.
 
Das Leben von Angela Holmes (Olivia Taylor Dudley) ändert sich nach einem kleinen Unfall schlagartig. Angela schneidet sich an ihrem Geburtstag in den Finger und muss im Krankenhaus genäht werden. Daraufhin häufen sich die ungewöhnlichen Unfälle um die junge Frau. Sie scheint nicht mehr sie selbst zu sein und bringt zudem andere in Gefahr. Nach einem Autounfall, den Angela durch den unvermittelten Griff ins Steuer selbst herbeiführt, landet sie im Koma. Nach ihrem Wiedererwachen wirkt Angela zunehmend weggetreten. Ein weiterer grausamer „Unfall“ eines Detectives, der Angela zu dem Vorfall befragen will, endet tragisch.
 
Der anwesende Pater Lozano (Michael Peña) kann seinen Augen kaum glauben. Er wendet sich kurzer Hand an den Vatikan mit seiner schockierenden Vermutung. Der Kardinal und Exorzist Bruun (Peter Andersson) nimmt sich dem Anliegen höchstpersönlich an und versucht Angela von einer mächtigen satanischen Gewalt zu befreien, die von ihr Besitz ergriffen zu haben scheint…
 
 
Zunächst wirkt das Thema des Films nicht sonderlich neu, doch Regisseur Mark Neveldine, der auch die „Crank“-Filme realisiert hat, geht damit recht kreativ um. So gibt es einige Filmszenen, die die meisten Zuschauer vermutlich bisher in keinem Film über Exorzismus gesehen haben. Insbesondere der Einbezug der Medien in Form des Fernsehens, stellt eine interessante Alternative dar. Ansonsten ist „The Vatican Tapes“ weniger „verrückt“ und überraschend, als man es von dem Macher von „Crank“ eigentlich erwarten würde.
 
Gleichzeitig will die Story nicht ganz schlüssig erscheinen. Zunächst fällt so zum Beispiel auf, dass sich die Filmtitel-Wahl kaum mit dem zu erwartenden Filminhalt decken will. Der vielversprechende Prolog, welcher Ausschnitte aus den „Vatican Tapes“ mit Inhalten zu verschiedenen Exorzismen zeigt, hat kaum etwas mit der nachfolgenden Handlung gemein. Die Videoaufzeichnungen des Vatikans spielen eigentlich kaum eine Rolle. Sie werden zwar verstreut eingesetzt und zeigen das Schicksal der Protagonistin in anderer visueller Form, doch deren Notwendigkeit erschließt sich mir nicht gänzlich. Dafür wirken sie weder realistisch genug, noch wird genügend Bezug darauf genommen. Zudem bilden sie eine Doppelung dessen, was der Zuschauer ohnehin schon weiß. Bis auf das Erscheinen zweier Kardinalsmitglieder, hat der Vatikan in „The Vatican Tapes“ allgemein eher wenig mit der Besessenheit von Angela Holmes zu tun.
 
Das eigentlich Spannende und Neuartige an diesem Film ist das Ende, über das ich aber selbstverständlich nicht zu viel verraten möchte. Es sei nur soviel gesagt, dass der gesamte Film allein darauf ausgerichtet zu sein scheint. Das Ende bildet den kreativen Höhepunkt des Films, während der restliche Inhalt daneben eher als Anreihung möglichst schockierender Momente auftritt und somit insgesamt zur Nebenhandlung wird.
 
Die Leistung der Schauspieler ist gerade aufgrund der stellenweise wenig überzeugenden Story, sehr hoch einzuschätzen. Insbesondere die Hauptdarstellerin und Newcomerin Olivia Taylor Dudley verkörpert sowohl das hübsche Mädchen von nebenan, als auch die Angst einflößende Besessene, äußerst gut. Die Mischung aus Verzweiflung und purem Bösen weiß sie zu verkörpern.
 
Alle weiteren Charaktere treten hinter Angela jedoch weit in den Hintergrund. Neben ihrer Figur wirken diese einfach weniger interessant oder ihnen wird zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, so wie bei den zwei Vertretern des Vatikans. Enttäuschend ist dort vor allem die Rolle des bekannten Schauspielers Djimon Hounsou („Blood Diamond“, „Guardians of the Galaxy“), der als Vikar Imani lediglich ein paar Male zu sehen ist, für den Verlauf der Geschichte aber nicht wirklich Bedeutung zu haben scheint. Auch die Rollen des Kardinals Bruun sowie des Paters Lozano, der Angela seit ihrem Unfall stetig begleitet, scheinen wenig inspiriert zu sein. Michael Peña spielt den Pater zwar emotional überzeugend, dennoch hat das Publikum nur wenig Einsicht in dessen Charakter, wodurch er leider etwas oberflächlich wirkt.
 
Übrig bleiben die Charaktere, die der Protagonistin sehr nahe stehen und ihre Liebe zu ihr auch authentisch wiedergeben: Angelas Vater Roger (Dougray Scott) sowie ihr Freund Pete (John Patrick Amedori). Beide kennzeichnen sich in erster Linie durch ihre ambivalente Beziehung zueinander, die die Geschichte zu Beginn etwas auflockert. Roger will Pete als Angelas Freund nicht so recht akzeptieren, während dieser bei ihm um Anerkennung kämpfen muss. Für ihren Vater bleibt Angela dessen kleines Mädchen, weshalb ihre grauenhafte Besessenheit einen umso intensiveren Schlag für Roger darstellt. Doch auch Angelas Vater und ihr Freund rücken im Verlauf der Handlung immer weiter in den Hintergrund, was etwas schade ist.
 
Doch neben den negativen Aspekten, die hauptsächlich den Inhalt betreffen, so sind die visuellen Effekte in "The Vatican Tapes" wirklich hervorragend umgesetzt worden. Hier sind einige Szenen hervorzuheben, bei denen das Special Effects-Team ganze Arbeit geleistet hat.
 
„The Vatican Tapes“ ist ein Horrorfilm, der sich unter eine Vielzahl weiterer Filme mit dem Thema Exorzismus einreihen kann. Auffallen wird er dazwischen jedoch vermutlich nicht. Auch wenn die Effekte großartig sind und das Ende eine interessante Auflösung verspricht, so ist der Rest der Handlung wenig überraschend. Für viele Horrorfilm-Fans wird sich ein Kinobesuch zu „The Vatican Tapes“ wohl leider weniger lohnen.