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Autor: Alexander Friedrich
 
Die Fortsetzung des extrem erfolgreichen Marvel-Ensemble-Krachers The Avengers ist ohne Frage einer der am heiß erwartetsten Filme des Jahres und Kult-Regisseur Joss Whedon schafft es tatsächlich, einen unterhaltsamen wie erwachsenen Actionfilm zu erschaffen und dabei die Messlatte für kommende Superheldenfilme verdammt hoch zu legen.
 
Nach den Geschehnissen von Captain America: The Winter Soldier (2014) ist die Organisation Shield zerbrochen. Die so genannten Avengers arbeiten trotzdem weiterhin zusammen, um die Welt vor Bedrohungen zu beschützen. Während Iron Man alias Tony Stark (Robert Downey Jr.), der Donnergott Thor (Chris Hemsworth) und Captain America alias Steve Rogers (Chris Evans) in ihren letzten Solo-Filmen noch allein zurechtkommen mussten, kämpft die Heldentruppe erstmals seit „The Avengers“ (2012) wieder Hand in Hand.
 
Neben den drei Alphatieren der Gruppe mischen auch wieder Hulk / Bruce Banner (Mark Ruffalo), Black Widow / Natasha Romanoff (Scarlett Johansson) und Hawkeye / Clint Barton (Jeremy Renner) mit.

 
Um der Welt den Frieden zu ermöglichen, erschafft Tony Stark mit Hilfe von Bruce Banner, die künstliche Intelligenz Ultron, welche in Zukunft anstelle von Iron Man die Menschen beschützen und vereinen soll. Doch der Plan geht nach hinten los, als die KI Ultron (mit der Stimme von James Spader) einen eigenen Willen entwickelt und Amok läuft. In einer mächtigen Rüstung aus dem Hause Stark Industries baut sich Ultron ein Imperium der Maschinen auf und terrorisiert mehr und mehr die Zivilisation, um eine neue Welt zu erschaffen. Die Avengers müssen also abermals gegen einen mächtigen Feind antreten, doch diesmal wird der Zusammenhalt gefährdet, da die Helden sich nach Starks großem Fehler nicht mehr gegenseitig vertrauen können…
 
1,5 Milliarden Dollar spielte Joss Whedons „The Avengers“ 2012 weltweit ein. Damit ist der Marvel-Blockbuster nach James Camerons Avatar und Titanic der erfolgreichste Film aller Zeiten. Zu Recht sogar, denn Firefly-Kopf Joss Whedon schaffte es auf unglaubliche Weise, die zuvor nur in eigenen Filmen auftretenden Marvel-Helden, in einen einzelnen Film unterzubringen, ohne einen davon zu kurz kommen zu lassen. Tatsächlich entwickelte fast jede der zahlreichen Figuren ein enormes persönliches Profil und nicht zuletzt war „The Avengers“ schlicht wahnsinnig unterhaltend. Vor allem Whedons Gespür für toll platzierten Humor machte neben mehr als gelungenen Action-Szenen „The Avengers“ zu einem überragenden Film. Age of Ultron hat also große Fußstapfen zu füllen. Zweifel waren vor allem deshalb angebracht, da die nach dem Vorgänger folgenden Solo-Filme der Helden eher enttäuschten. Vor allem Iron Man 3 und Thor: The Dark World gerieten zu ziemlich mauen Ablegern ohne Würze.
 
Die Frage, ob Age of Ultron nun wieder an die Klasse des Vorgängers ankommt, lässt sich mit einem schlichten „Jain“ beantworten, denn den Witz und die Leichtigkeit erreicht der zweite Avengers Film nicht. Whedon hat einen gänzlich anderen Film geschaffen, der im Vergleich zu den anderen Marvel-Ablegern deutlich ernster und düsterer geraten ist. Amüsante Momente, wie eine herrliche Feier im Stark-Tower zu Beginn, in der die Helden unter leichtem Alkoholeinfluss vergeblich versuchen Thors Hammer zu heben, sind in Age of Ultron zwar nach wie vor vorhanden, aber viel seltener und vorsichtiger gesät als beispielsweise zuletzt in James Gunn´s Guardians of the Galaxy oder eben in „The Avengers“. Der letzte Captain America – Teil gab die erwachsenere Ausrichtung von Marvel bereits vor; in Age of Ultron erleben wir sie nun in ihrer Gänze. So bleibt der Spaß des Vorgängers zum einen zwar auf der Strecke, es ist aber auch Whedon hoch anzurechnen, dem Franchise und den sonst so strahlenden Helden mehr Tiefgang und dunkle Elemente zu verleihen.
 
Die Entwicklung der Marvel-Filme zeigt sich speziell bei den Charakteren, die bisher zur zweiten Garde gehörten. Im direkten Vergleich zum Vorgänger wurde speziell dem von Jeremy Renner verkörperten Bogenschützen Hawkeye deutlich mehr Aufmerksamkeit gewidmet. War dieser bei seinem letzten Auftritt lediglich ein Statist, wird Clint Barton alias Hawkeye nun ein ganz eigenes Profil mit einer eigenen Geschichte gegeben und das nicht grundlos.
 
Hier sollte jedoch nicht zu viel verraten werden. Auch Scarlett Johansson bekommt einiges mehr an Spielraum, da sich ihre Natasha Romanoff auf eine mehr als interessante Beziehung mit Bruce Banner (Mark Ruffalo) einlässt, was besonders überrascht, da die taffe Kämpferin bisher nichts von Männer-Romanzen wissen wollte. Aber auch die neuen Charaktere wie das Zwillings-Duo Pietro und Wanda Maximoff sind sehr intelligent geschrieben und nehmen einen elementaren Teil im Film ein. Verkörpert werden beide übrigens von Aaron Taylor Johnson und Elizabeth Olsen, die schon zuletzt in Godzilla gemeinsam agierten.
 
Lies das Duo da noch viel an schauspielerischem Talent vermissen, gehen Johnson und Olsen diesmal voll in ihren Rollen auf. Vor allem Olsen als Scarlet Witch hat einige beeindruckende Auftritte, inszenatorisch wie auch schauspielerisch. Und mit Hauptbösewicht Ultron (sehr schön vertont von James Spader) bekommt das Marvel-Franchise endlich mal einen nennenswerten und vielseitigen Antagonisten, denn von Tom Hiddlestons Loki mal abgesehen, war dies immer die Schwachstelle in der Besetzung der Marvel-Reihe.
 
Während die Nebenfiguren in Age of Ultron also mehr als gelungen integriert worden, geraten ausgerechnet die großen Kaliber Iron Man, Thor und Captain America einiges mehr in den Hintergrund. Zwar haben alle drei einige nennenswerte Momente und Tony Starks / Iron Mans Gewissenskonflikt wegen der Erschaffung von Ultron hat seinen Reiz, doch sonst wird dem Trio, dass in der Phase Zwei schließlich je einen eigenen Film aufweisen konnte, nur wenig Spielraum gegeben. Das ist auch nicht weiter schlimm, distanziert sich jedoch sehr vom ersten Avengers, da eben da die drei Helden eine Riesen-Show hinlegten. Somit dürften einige Zuschauer enttäuscht sein, da sich auch hier Age of Ultron klar vom Prequel unterscheidet. Die größte Enttäuschung ist jedoch der Auftritt von Andy Serkis. Dem mit Vorfreude erwarteten Gollum-Darsteller aus „Der Hobbit: Eine unerwartete Reise“ wird in Age of Ultron nur ein winziger wie auch überflüssiger Kurzauftritt gegönnt.
 
Kurzauftritt ist auch das richtige Stichwort, denn Joss Whedon und Produzent Kevin Feige lassen im mittleren Teil des Films nahezu sämtliche noch lebenden Figuren auftreten, die bisher in den Marvel-Filmen seit dem ersten Iron Man mitgewirkt haben. Während man sich an einigen Cameos sehr erfreut, wird man nach einer Weile jedoch derart überladen mit Figuren und Plots, dass es irgendwann schlicht zu viel des Guten wird. Tatsächlich verliert man ein wenig den Überblick, worum es eigentlich geht, bis Whedon sich im Drehbuch gegen Ende wieder fängt und auf einen klaren Schlussakt zielt.
 
Bis dahin vergeht einiges an Zeit, die aber sehr gut gefüllt wird. Age of Ultron ist vor allem erfreulich wenig mit überlangen Actionsequenzen gefüllt. Stattdessen wird, wie erwähnt, viel Wert auf die Charaktere und deren Chemie und dem Vertrauensverhältnis der Avengers gelegt und dementsprechend geprägt ist der 144 Minuten lange Streifen von ungewöhnlich viel Dialog und Vielschichtigkeit. Krachen tut es trotzdem genug, geradezu perfekt getimed ist der Einsatz vier gewaltiger Actionszenen, die den schweren Ton wieder etwas auflockern und etwas vom alten lockeren Marvel-Ton einbringen, auch wenn selbst die Action wesentlich härter geraten ist und etwas an Christopher Nolans Gesellschafts-Utopie „The Dark Knight Rises“ erinnert. Der Finalkampf hat es übrigens in sich und dürfte einige Zuschauer vom Sessel hauen, auch da dieser in den Trailern bisher kaum zu sehen war.
 
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Fazit: Die Marvel-Reihe und vor allem der erste Avengers-Film stehen für pure Unterhaltung mit viel Humor und schlagfertigen Oneliner-Dialogen wie kaum ein anderes Film-Universum. Umso überraschender ist es, wie weit sich Joss Whedons Fortsetzung nun davon entfernt. „Avengers: Age of Ultron“ ist ein erwachsener und düsterer Action-Film, der zwar erneut sehr lustige Momente hat, die allerdings recht weit auseinander liegen und nie den sehr ernsten Ton vergessen lassen.
 
So erreicht Age of Ultron nicht den großartigen Unterhaltungswert und den Witz seines Vorgängers, aber wenn man diese beiden sehr unterschiedlichen Filme nicht miteinander vergleicht, ist Age of Ultron für sich gesehen, ein sehr starker Action-Film, der die Superlative der modernen Action-Inszenierung neu definiert und gleichzeitig so viel Tiefgang bietet, wie es zuletzt nur Christopher Nolan mit der „The Dark Knight“-Trilogie oder Zack Snyder mit „Watchmen“ gelungen ist. Auch wenn der Film etwas zu stark mit Figuren und Schauspielern überfrachtet wirkt, können sich alle Superhelden-Fans auf einen wirklich gelungenen Film freuen.