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Autorin: Simone Michel
 
Mit „Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes“ bringt der Concorde Filmverleih einen eher traditionellen, britischen Horrorfilm in die Kinos, dessen Grundgerüst sich nur in wenigen Details vom ersten Teil unterscheidet.
 
Nach der ersten Verfilmung von Susan Hills Gruselroman mit Daniel Radcliffe in der Hauptrolle, folgt mit „Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes“ nun ein neues Konzept zur ursprünglichen Geschichte. Die Fortsetzung spielt etwa vierzig Jahre später, zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Dieses Mal steht eine Protagonistin im Zentrum um die geisterhafte Erscheinung der Frau in Schwarz.
 
Die junge Lehrerin Eve Parkins (Phoebe Fox) flieht gemeinsam mit der Schuldirektorin Jean Hogg (Helen McCrory) und acht Schulkindern aus dem bombardierten London aufs Land. Sie werden dort in das heruntergekommene Eel Marsh House in Mitten einer schaurigen Moorlandschaft evakuiert.
 
In der ersten Nacht hört Eve noch seltsame Geräusche im Haus. Am Tag darauf macht sie sich jedoch zunächst Sorgen um den kleinen Edward (Oaklee Pendergast). Seit dessen Eltern umgekommen sind, weigert sich der Junge zu reden. Bei einem Versteckspiel mit zwei weiteren Jungen, sperren diese ihn zu allem Überfluss in ein ehemaliges Kinderzimmer. Was Eve nicht weiß: Während sie versucht Edward zu befreien, begegnet dieser darin der Frau in Schwarz.
 
 
Von diesem Zeitpunkt an geschehen immer mehr seltsame Dinge im Haus. So steht nach der zweiten Nacht die Haustür offen, die Eve den Abend zuvor noch fest verschlossen hatte. Zudem ist der kleine Tom verschwunden, dessen leblosen Körper die Lehrerin kurz darauf auf dem Damm in Nähe des Hauses findet. Auf ihrer Suche nach Erklärungen für die verstörenden Geschehnisse, stößt Eve auf die Geschichte der verstorbenen Jennet Humfrye und deren Sohn Nathaniel Drablow. Nathaniel ist vor vielen Jahrzehnten als Kind direkt vor dem Eel Marsh Haus bei einem Unfall im Moor ertrunken.
 
Für all jene, denen der erste Teil des Geisterfilms bereits bekannt ist, dürfte die Geschichte um die Frau in Schwarz und die Gründe für ihre Lust am Morden nicht überraschen. Auch in „Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes“ wird dies von Neuem erzählt.
 
Neu sind hauptsächlich die Charaktere sowie Zeit und Fokus der Erzählung. Letzterer liegt nun auf einer weiblichen Protagonistin, die wie der vorherige Hauptcharakter, durch einen persönlichen Verlust geplagt wird. Das Dorf Crythin Gifford und seine Einwohner spielen hingegen kaum eine Rolle. Stattdessen bringt die junge Lehrerin mögliche Opfer für den rachsüchtigen Geist gleich direkt mit in das schaurige Haus im Moor.
 
Ansonsten bleibt die Geschichte dieselbe: Der Geist der Schwarzen Frau spukt auf dem Gelände des Eel Marsh Hauses, erregt die Aufmerksamkeit der Hauptfigur und tötet, wo sich die Gelegenheit dazu bietet.
 
Während „Die Frau in Schwarz“ mit Daniel Radcliffe noch über ein sehr bekanntes Gesicht verfügt, so kann „Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes“ weniger mit der Prominenz seiner Hauptdarsteller locken. Die britische Produktion stattet sich erneut vorwiegend mit englischen Schauspielern aus, die dem Großteil der Zuschauer vermutlich unbekannt sein dürften. Über deren Leistung ist deshalb selbstverständlich nicht negativ zu urteilen. Ganz im Gegenteil.
 
Einer der bekanntesten Darsteller des Filmes ist Jeremy Irvine, der bereits in Steven Spielbergs „Gefährten“ eine Hauptrolle verkörperte. Als Harry Burnstow geht er in „Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes“ allerdings etwas unter. Seine Rolle wirkt in den Handlungsablauf hineingezwungen. Harrys Anwesenheit will sich selbst mit der allmählichen Aufdeckung seiner eigenen Geschichte nicht ganz erklären lassen. Da hilft auch kein romantischer Funken gegenüber der Protagonistin. Phoebe Fox gibt hierbei eine sehr überzeugende Eve ab, die ihre Angst und Verzweiflung nicht dauerhaft hinter einem freundlichen Lächeln verstecken kann.
 
Auch die Kinder-Darsteller zeigen eine hervorragende schauspielerische Leistung. Ohnehin bin ich der Auffassung, dass Kinder in Horrorfilmen häufig zur deren entscheidender Wirkung beitragen. Sei es als unschuldige Opfer oder als grausame Täter. Beides hebt den Horror auf intensive Weise hervor.
 
Der Film gründet hauptsächlich auf Schock-Momenten. Hinter jedem Schatten und nach jedem Knarzen droht das Gesicht der Frau in Schwarz plötzlich aufzutauchen. Die audiovisuellen Effekte sind sehr gut umgesetzt, so dass sich hier Spannung aufbaut. Es sind Augenblicke, die an eher traditionelle Horrorfilme erinnern, welche ohne viel Blut und sonstige abstoßende Elemente auskommen.
 
Die Handlung von „Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes“ bietet ansonsten leider nur wenige Überraschungen, selbst wenn den Zuschauern der erste Teil unbekannt sein sollte. Allerdings haben es Horrorfilme insgesamt immer schwerer noch zu überraschen. Haunted House-Filme, zu welchen sich auch dieser zählen kann, gibt es sehr zahlreich. Speziell bei Horrorfilmen dieser Art ist die Wirkung von der Darstellungsweise der paranormalen Ereignisse sowie von der gesamten Atmosphäre abhängig. Diese muss dem Zuschauer einen Schauer über den Rücken jagen. Dies schafft „Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes“ aber recht überzeugend.
 
Was bereits im ersten Film zur gruseligen Atmosphäre beigetragen hat, sind die Schauplätze in „Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes“. Neben dem schaurigen Moor, bleibt das Eeel Marsh House das wohl beeindruckendste Set. Das inzwischen stark vom Verfall gekennzeichnete Haus wirkt noch schauriger als im ersten Teil. Daran hat insbesondere das ehemalige Kinderzimmer des verstorbenen Nathaniel seinen Anteil. Die alten Spielsachen des Jungen, wie lädierte Puppen und aufziehbare Objekte, verbreiten eine grausige Stimmung.
 
„Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes“ ist ein audiovisuell überzeugend umgesetzter Horrorfilm mit einer guten, wenn auch recht unbekannten, Besetzung. Es gibt durchaus viele überraschende Momente zum gruseln. Schockieren können sie jedoch weniger.
 
Die Handlung um die Frau in Schwarz kann insgesamt leider kaum verblüffen. Die Geschichten der übrigen Figuren bleiben eher im Hintergrund, so dass sich die Handlung daraus nur in geringem Maße speisen kann. „Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes“ ist in jedem Fall ein geeigneter Film für einen DVD-Abend. Ob es sich aber lohnt dafür ins Kino zu gehen, ist nicht mit Sicherheit zu sagen.